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Peter Bieri’s “Das Handwerk der Freiheit”

Goodreads rating 3.76. An inquiry into language and personal experience.

Bieri analyzes notions of free will, their basis or vacuousness, and their consequences. A powerful dissection of language and experience.

  • Wille ist bedingt durch Historie.
  • Ein unbedingt freier Wille wäre nicht der Wille der Person; er wäre unberechenbar und zufällig — nicht das, nach dem sich Verfechter eines unbedingt freien Willens sehnen. Freier und unfreier Wille sind bedingt.
  • Bedingt freier Wille hat nichts mit Zwang oder Ohnmacht zu tun, denn die Beweggründe liegen nicht aussen; die Person entscheidet.
  • Bedingt freier Wille rechtfertigt daher auch nicht Fatalismus. Nicht Vorherbestimmtheit ist ein Übel, sondern allenfalls das, was vorherbestimmt ist.
  • Verantwortung, Strafe und Moral? “In moralischen Dingen kommt es einzig und allein auf den Inhalt des Denkens an und nicht auf seine Herkunft.” (357) Der moralische Standpunkt ist zumindest eine Konvention, denen Abweichler unterworfen werden. Wir fühlen Reue, daher macht auch Verantwortung intuitiv Sinn.

Some reviews etc.:

  • Sonja Rinofner-Kreidl: Phänomenologische Genauigkeit ist das Ziel, auf das die philosophische Disziplin des Erzählens hinarbeitet (377). Immer wieder findet Bieri prägnante Formulierungen, um die Ergebnisse seiner Überlegungen zu resümieren. Etwa diese: “Ein Wille ist ein Wunsch, der handlungswirksam wird, wenn die Umstände es erlauben und nichts dazwischenkommt.” (41) “Die Freiheit des Willens liegt darin, daß er auf ganz bestimmte Weise bedingt ist: durch unser Denken und Urteilen.” (80) “Wir brauchen kein reines Subjekt, um die Erfahrung von Freiheit und Unfreiheit zu beschreiben.” (272) Bieri betont das Moment der Selbstdistanzierung, welches er zu recht als einen nichtmysteriösen und essentiellen Bestandteil unserer Erfahrung von Freiheit ausweist. Es ist dieses Moment, das die Ausbildung von Wünschen zweiter Ordnung ermöglicht (71, 103f), und uns damit in die Lage versetzt, zu unseren eigenen Wünschen Stellung zu nehmen: nicht Getriebene unseres Wollens zu sein, vielmehr als Urheber und Verantwortliche unserer Handlungen aufzutreten. … Der Wille ist Wille einer bestimmten Person, welche über bestimmte Charakterzüge verfügt und unter bestimmten Umständen denkt und handelt (49ff). Dieser Leitgedanke der Untersuchung ist nicht durch Phänomenbeschreibung gewonnen. Er liegt in der begrifflichen Einsicht, daß ein Wille stets nur bestimmter Wille sein kann (239). Andernfalls wäre er ein leerer Wille, also gar kein Wille. Wer mit diesem Gedanken anfängt, kann nicht dahin gelangen, den Willen als in den Lauf der Welt eingreifend zu denken, ohne diesem selbst unterworfen zu sein, mithin als einen Willen, “der von nichts abhinge: ein vollständig losgelöster, von allen ursächlichen Zusammenhängen freier Wille. Ein solcher Wille wäre ein aberwitziger, abstruser Wille.” (230) … Die Idee eines unbedingten Willens ist, entgegen der Intention ihrer Verfechter, gar keine stimmige Idee. Ein unbedingter Wille, wenn es ihn denn gäbe, wäre ein unfreier Wille — ein sich selbst aufhebender willenloser Wille. … Die Einsicht, daß ein freier Wille nur inmitten von Bedingtheiten wirksam werden kann, eröffnet nach Bieri einen Ausweg aus dem klassischen Dilemma der Willensfreiheitsdebatten: der scheinbaren Unvereinbarkeit von Freiheit und durchgängiger kausaler Bedingtheit alles natürlichen Geschehens (23).
  • Sabine Klomfaß: Bieri zieht mit seinem Konzept des Willens und des Urteilens gegen den Determinismus und einer daraus folgenden Resignation zu Felde. Gebetsmühlenartig legt er dar, dass der Wille “von innen” nur in pathologischen Fällen (wie beim zwanghaften Handeln des Spielers) oder “von außen” erpresst (wie beim Zwang zwischen zwei Übeln zu wählen) wirklich unfrei sei. Im Normalfall aber kommt der zukünftige Wille, so Bieri, “nicht auf dich zu wie eine Lawine. Du führst ihn herbei, du erarbeitest ihn dir, indem du von freier Entscheidung zu freier Entscheidung fortschreitest, bis du bei ihm angekommen bist.” Dabei betont der Philosoph insbesondere die Funktion des Denkvermögens: “In dem Maße, in dem die Aneignung des Willens auf Artikulation und Verstehen beruht, handelt es sich um einen Erkenntnisprozess. Wachsende Erkenntnis bedeutet wachsende Freiheit. So gesehen ist Selbsterkenntnis ein Maß für Willensfreiheit.” Denn erst das Wissen um die Möglichkeiten, die man haben könnte, und dann das Durchdenken und Bewerten dieser Möglichkeiten, formen einen Willen, der wirklich als eigener und verantwortbarer erkannt werden kann.
  • Michael Springer: Freiheit existiert nur als bedingte Freiheit. Unser Wille agiert in einem strukturierten Feld; er hat eine Vorgeschichte. Das enthebt uns nicht der Verantwortung für das, was wir tun – selbst wenn es im Nachhinein aussieht, als ob “alles so kommen musste”.
  • Iris Morad.

See also this on a related book by Julian Baggini.

Julian Baggini’s “Freedom Regained: The Possibility of Free Will”

In his book, Julian Baggini points out that materialism, not determinism, undermines the notion of free will. He accepts that man is subject to the laws of nature but simultaneously seems to argue for a holistic model of man and human choice. He concludes that the concept of free will is consistent with predetermined causes; with unconscious choice; and that it does not require that a choice could have been different.

Discussion in The Guardian.

Determinism and Free Will

In the Stanford Encyclopedia of Philosophy entry on Causal Determinism, Carl Hoefer suggests in the concluding section (Determinism and Human Action) that there is hope for those who want to believe in free will:

There is a long tradition of compatibilists arguing that freedom is fully compatible with physical determinism; a prominent recent defender is John Fischer (1994, 2012). Hume went so far as to argue that determinism is a necessary condition for freedom—or at least, he argued that some causality principle along the lines of “same cause, same effect” is required. …

Physics, particularly 20th century physics, does have one lesson to impart to the free will debate; a lesson about the relationship between time and determinism. Recall that … the fundamental theories … if they are deterministic at all, are time-symmetrically deterministic. That is, earlier states of the world can be seen as fixing all later states; but equally, later states can be seen as fixing all earlier states. …

Nor does 20th (21st) -century physics countenance the idea that there is anything ontologically special about the past, as opposed to the present and the future. In fact, it fails to use these categories in any respect, and teaches that in some senses they are probably illusory. So there is no support in physics for the idea that the past is “fixed” in some way that the present and future are not, or that it has some ontological power to constrain our actions that the present and future do not have. It is not hard to uncover the reasons why we naturally do tend to think of the past as special, and assume that both physical causation and physical explanation work only in the past present/future direction (see the entry on thermodynamic asymmetry in time). But these pragmatic matters have nothing to do with fundamental determinism. If we shake loose from the tendency to see the past as special, when it comes to the relationships of determination, it may prove possible to think of a deterministic world as one in which each part bears a determining—or partial-determining—relation to other parts, but in which no particular part (region of space-time, event or set of events, …) has a special, privileged determining role that undercuts the others. Hoefer (2002a) and Ismael (2016) use such considerations to argue in a novel way for the compatiblity of determinism with human free agency.